St. Ludwig Virtuell Deutsch
St. Ludwig Virtuell
Herzlich willkommen zum Rundgang durch die Katholische Kirche St. Ludwig – vor Ort und virtuell!
Wir freuen uns, dass Sie sich für dieses besondere Gotteshaus interessieren.
Ein Rundgang in der Kirche mit fünf Informationstafeln lädt Sie ein, die Geschichte, Architektur und Bedeutung von St. Ludwig näher kennenzulernen. Vor Ort begleiten die Tafeln Ihren Weg um die Kirche und bieten mit kurzen Texten und QR-Codes zum anhören von Audios spannende Einblicke.
Damit Sie St. Ludwig nicht nur während eines Besuchs, sondern auch bequem von zuhause aus erleben können, haben wir die Inhalte zusätzlich online zugänglich gemacht. Im virtuellen Rundgang finden Sie alle Texte und Audios – und können so die Kirche Schritt für Schritt digital entdecken.
Kath. Kirche St. Ludwig
Die Kirche wurde mit Betonfertigteilen erbaut und 1970 eingeweiht. Ursprünglich war der Beton in seiner natürlichen Farbe sichtbar. Nach einigen Jahren wurde der Innenraum jedoch gestrichen. Nun finden sich die Farben Grün, Blau, Rot und Gelb in Pastelltönen, jeweils in unterschiedlichen Farbabstufungen, entlang der horizontalen Form der Betonschalung. Die Bauform der Kirche, eine Elipse, mit nach oben strebendem Rund, gibt Zeugnis einer neuen Kirchen-Baukultur.
Patron dieser Kirche ist der Heilige König Ludwig IX. von Frankreich. Ihm widmet sich das zweite der beiden großen Betonglasfenster, die von dem Künstler Emil Wachter gestaltet wurden. Der Namenspatron St. Ludwig ist uns, dem Freundeskreis, immer wieder Ansporn, die Begegnung der Menschen, wie man hier sagt: „hiwwe un driwwe“, der Staatsgrenze zu suchen und zu pflegen. So ist diese Kirche, mit französischem Patron, in besonderer Weise ein Symbol der deutsch-französischen Freundschaft geworden.
St. Ludwig gehört als Filialkirche zur Gemeinde Fischbach. Beide sind Teil der Pfarrei Heiliger Petrus, die das gesamte Dahner Felsenland umfasst. Dass diese Kirche hier erbaut wurde, obwohl es in der Gemeinde Fischbach schon eine große Pfarrkirche gibt, ist Ludwigswinkler Familien zu verdanken. Diese stifteten das Gelände mit der Auflage, hier eine Kirche zu bauen. Seit dem Jahr 2022 kümmern sich Ehrenamtliche des Freundeskreises St. Ludwig um die Kirche. Regelmäßig finden hier Konzerte, Lesungen, besondere Gottesdienste oder Kinderkonzerte statt. Der Erlös trägt zum Erhalt der Kirche bei.
Das Fenster "König David"
Die beiden Beton-Glasfenster sind jeweils etwa 1,95 mal 3,40 Meter groß und befinden sich in einem Abstand von etwa sechs Metern an der östlichen Außenwand.
Das ist die Seite, die dem Altar gegenüber lieget. Das erste Fenster ist etwas niedriger als das zweite. Das liegt daran, dass sich die Höhe der Fenster, der aufsteigenden Höhe der Außenwand anpasst.
Beide Fenster wurden von dem Künstler Emil Wachter (1921–2012) aus Neuburgweier, bei Karlsruhe, in den Jahren 1968 - 1970 geschaffen. Die Fenster wurden 1988 – 1989 renoviert.
Wachter studierte Theologie und Philosophie, anschließend Malerei und Bildhauerei an den Kunstakademien München und Karlsruhe. Ab 1954 war er als freischaffender Künstler tätig. Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn erhielt er zahlreiche öffentliche und private Aufträge in ganz Deutschland und Europa. Etliche Preise und Auszeichnungen wurden ihm verliehen.
Das Thema des Fensters auf rotem Grund ist „König David“.
Das Fenster ist ein Betonglasfenster. Zahlreiche kleine Farbflächen, sind in einem ungleichmäßigen Raster aus Schwarz eingefügt.
Im oberen Teil wird das Fenster von einem großen Kreis dominiert. Außerhalb, sowohl oben, als auch links vom Kreis, findet sich die Farbe Rot. Am oberen Ende deuten die roten Steine die Zinnen der Stadt Jerusalem an. Rot steht traditionell für Leben, Kraft und Wärme. In der rechten oberen Ecke und am rechen Rand, im oberen Teil, mischt sich das Rot mit Orange und Gelb. Das lichtdurchflutete Rot umgibt, als Rot-Orange und Gelb, die Gestalt des König David von außen.
Im Inneren sitzt in der rechten Hälfte der Israelitische König David in der Farbe Weiß. Er ist im Profil abgebildet. In seiner Armbeuge hält er das Zepter, als Symbol seiner Königswürde und Macht, in der Farbe Orange. David greift mit beiden Händen in eine Harfe. David war ein begnadeter Sänger und Dichter. Er hat mindestens 37 der insgesamt 150 Psalmen der Bibel verfasst.
Oben auf der Harfe sitzt eine mit grünen Edelsteinen besetzte Krone. Im linken Segment des Kreises findet sich oben der Plan zum Bau des Tempels in Jerusalem in blauen, roten und weißen Linien. Darunter sind Bausteine, in den Farben weiß und blau, gestapelt. Ein Hinweis darauf, dass David bereits alles zum Neubau des Tempels vorbereitet hatte, den sein Sohn Salomon verwirklichen sollte. Im unteren Teil des Fensters, direkt unterhalb des Kreises, befindet sich in der Mitte ein großes Viereck, ebenfalls mit schwarzer Umrandung. Darin ist eine Treppe mit sieben Stufen in Weiß.
Die Zahl Sieben ist ein Hinweis auf die Fülle in Gottes Heilsplan.
Aus der dritten Stufe von unten, wächst ein blühender Spross, in den Farben blau, rot und weiß. Dieser Spross weist auf Jesus hin, der aus dem Geschlecht Davids hervorgehen wird. Die dritte Stufe kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass Jesus am dritten Tag auferstand.
Unterhalb der Treppe, in der Bildmitte, sieht man drei fruchttragende Bäume in Orange, auf weißem Grund. Diese stehen am blauen Wasser, das sich als Linie am unteren Bildrand zeigt. Die drei Bäume sind zum einen Verweis auf die göttliche Dreifaltigkeit, die, dem Christlichen Glauben nach, allem zu Grunde liegt. Zum anderen ein Verweis auf Psalm 1: „Glücklich ist, wer Freude hat am Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, gelingt.“
Links und rechts des Mittelteils mit Stufen, Spross und Bäumen befindet sich jeweils eine Blume mit langem. Die rechte trägt eine blaue Blüte, die linke ein grünes Blatt. Beide haben ihren Ursprung ebenfalls im blauen Wasser am unteren Ende des Fensters.
In der Bildmitte unten, im blauen Wasser, findet sich ein grüner Kreis, der einem Korb ähnelt. Möglicherweise ein Verweis auf Moses, den Stammvater der Israeliten. Er wurde vor 3000 Jahren in einem Weidenkorb auf dem Nil treibend gefunden und führte später sein Volk ins gelobte Land.
Wachters Fenster gleicht bei der Gesamtbetrachtung eher einem Puzzle aus unterschiedlich geformten und unterschiedlich großen, verschieden farbigen Puzzleteilen.
Lässt man die einzelnen Details verschwimmen und betrachtet das Fenster aus größerem Abstand, dominieren im oberen Teil der Kreis und im unteren das Viereck. Während im Inneren der Formen die Farben Weiß und Blau vorherrschen, scheint das umgebende Rot alles zu überstrahlen und verleiht dem Bild Tiefe.
Der Kreis sitzt direkt auf dem Viereck. Das Viereck als Symbol für die Welt – Vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Lebenszyklen des Menschen.
Der große Kreis hingegen, steht als Zeichen der Vollendung, als Symbol für das Göttliche, das Allumfassende.
Zur Audiodatei: Das Fenster "König David"
Die Orgel
Die Orgel wurde 1978 von Paul Zimniol in Kaiserslautern gebaut.
Das helle Buchenholz der Orgel bildet einen angenehmen Kontrast in der sonst eher nüchtern eingerichteten Kirche.
Sie hat 420 Orgelpfeifen und 7 Klangfarben. Das Instrument bietet viele Möglichkeiten und ist dem Kirchenraum angemessen. Ein Orgelbrausen erwartet man allerdings vergebens. Es stehen eher die zarten und hellen Töne im Vordergrund.
Im Jahr 2023 wurde die Orgel für knapp unter 10.000 Euro durch Orgelbauer Werner Rohe renoviert.
Durch das Engagement zahlreicher Helfer vom Freundeskreis gelang es, die ursprünglich veranschlagte Summe um die Hälfte zu reduzieren. Die Freiwilligen halfen beim Aus- und Wiedereinbau und Putzen der Orgelpfeifen und brachten an der Rückwand der Orgel eine Wärmeisolierung an.
Im September 2023 wurde die Orgel wieder in Dienst genommen. Aus diesem Anlass gab es ein Konzert, bei dem die Zuhörer in die der Klangwelt der Orgel eintauchen konnten.
Im Folgenden haben Sie Gelegenheit, die Orgel zu hören. Es spielt für Sie Organist Daniel Kugler aus Lembach im Elsass. Der Musiker lebt seit 35 Jahren in München und ist dort durch die Improvisationsschule bei Andreas Hantke gegangen. In der Region bekannt ist er durch die Marktkonzerte in Wissembourg. Er kommt regelmäßig in die Heimat und nutzt gerne die Gelegenheit, in St. Ludwig die Orgel zu spielen.
Wenn Sei möchten, nehmen sie sich einen Moment Zeit, die Orgelklänge zu genießen. Es folgt als Erstes: Johann Sebastian Bach: Jesus bleibet meine Freude BWV 147 und danach die Toccata alla celitca von Hans-André Stamm.
Wir wünschen Ihnen viel Freude.
Der Innenraum
Der elliptische Bau von St. Ludwig greift einen Gedanken des zweiten Vatikanischen Konzils auf:
Vor dem Konzil wohnten die Gläubigen der Messe als andächtige Zuschauer bei. Der Priester stand vorne, erhaben, mit dem Rücken zu den Anwesenden. Die Kirchen waren mit dem Altarraum in Richtung Jerusalem ausgerichtet.
Das zweite Vatikanische Konzil änderte diese Praxis. Eine aktive, gemeinschaftliche Teilnahme sollte Vorrang haben: „Christus sei nicht mehr nur in den geweihten Gaben und im Priester gegenwärtig, sondern auch in der versammelten Gemeinde“. Dem zollt diese Kirche allein schon durch ihre Bauform Rechnung. Priester und Gemeinde bilden eine Einheit. Die Kirche ist frei von jeglicher räumlicher Ausrichtung, vorne und hinten sind aufgelöst, es gibt
keine Zentrierung.
Das Gebäude ist frei von rechten Winkeln und besitzt keine Symmetrie. Der dynamisch bewegte Raum, will im Menschen einen Glaubensbezug jenseits des Verstandes wecken. Die Bauform löst jegliche Hierarchie auf, vor Gott sind alle gleich.
Der Archtitekt, Dombaurat Alois Atzberger aus Speyer, sagt dazu: „Dies ist ein dynamisch bewegter Raum, der durch seine aus der Konstruktionsidee sich ergebende Form zeigen will, dass die Materie letztlich auch Hinweis zum Irrationalen und ein durchaus legitimer Weg zur Gotteserfahrung und zu seiner Verherrlichung ist. Dadurch soll auch im Menschen die, vom Rationalismus weitgehend überdeckte, irrationale Seite des menschlichen Sein stärker angesprochen werden, damit von daher ein neuer Glaubensbezug gewonnen werden kann.“
Das Baumaterial ist Leichtbeton mit Blähtonschiefer, ohne weitere Oberflächenbehandlung. Gebaut wurde mit Betonfertigteilen.
In den 80er Jahren wurde die Kirche innen gestrichen, wie auf Tafel eins bereits erwähnt. Kirchenmaler Xaver Straßer aus Schweighofen hat die Wände in Pastellfarben gestaltet.
Der Dachstuhl wurde von Kilian Kimmle aus Pirmasens gebaut. In der Kirche sind 29 tragende Balken sichtbar, in der Sakristei 13 und im Vorraum vier. Alle Balken streben dynamisch nach oben auf den höchsten Punkt der Kirche zu, auf dem sich die Glocke und ein Kreuz befinden. Es gibt keinen Kirchturm.
Die Kirche hat in Nord-Südrichtung einen Durchmesser von etwa 14 Metern, in Ost-West Richtung etwa 15 Meter.
Es gibt rund 170 Sitzplätze. Die Bankreihen fügen sich der eliptischen Form an, deshalb sind die Rundungen der Bänke alle unterschiedlich.
Altar und Ambo sind, dem Baumaterial angeglichen, aus Beton gegossen. Eine Arbeit der Firma August Stephan & Söhne aus Fischbach.
Das Glasfenster im Chorturm wurde von dem Künstler Helmut Schollenberger gestaltet. Es ist eine abstrakte Komposition aus blauen, roten und gelben Glaselementen. Aus der rechten unteren Ecke, die in Blautönen erscheint, streben rote, weiße und blaue Formen aufwärts, um sich oben in einer gelb-weißen runden Form zu aufzulösen. Bei der Betrachtung des Fensters wird das Empfinden unweigerlich auf die Themen Kreuzigung, Tod und Auferstehung gelenkt.
Die Glocke wurde 1969 von der Glockengießerei Schilling in Heidelberg gegossen. Der Schlagton ist „ges“.
Sie hat einen Durchmesser von 52 cm, eine Höhe von 56 cm wiegt 98 kg. Die Schlagtonlinie harmoniert mit der des Geläutes der Protestantischen Kirche mit dem Motiv des „Te deum“ – „Großer Gott wir loben dich“.
Die Glocke ist der heiligen Märtyrerin Katharina von Alexandria geweiht. Sie trägt die Attribute der Heiligen: das zerbrochene Rad und das Schwert, gestaltet von Harry Mac Lean, Heidelberg und die Inschrift: „Schilling goß mich, Katharina heiß ich, wachet auf, so ruf ich“. Geweiht wurde die Glocke bei der Grundsteinlegung der Kirche am 6. Juli 1969 von Domkapitular Joseph Schwarz aus Speyer.
Die Kirche wurde am 23. August 1970 von Bischof Friedrich Wetter geweiht.
Das Fenster "König Ludwig"
Der Patron der Kirche, der heilige König Ludwig 9. von Frankreich, lebte von 1214–1270.
Die Gestaltung des Fensters von Emil Wachter zwingt den Betrachter geradezu, es von unten her anzuschauen.
Die untere Hälfte wird, fast bis zur Mitte, von einem großen grünen Kreis beherrscht. In Spiralform winden sich die Glasstücke in Schwarzer Fassung. Sie sind nicht alle gleichmäßig, an manchen Stellen scheint ein Teil zu fehlen. Auch die Umrundungen sind nicht gleichmäßig und die Spirale ist nicht vollständig, das Ende befindet sich links, in Richtung nach unten.
Die Spirale in Grün, steht als Symbol für unsere Erde, oder unser eigenes Leben – beides unvollendet, mit Brüchen und Lücken, aber doch hoffnungsvoll.
Links über dem Kreis sind in Weiß die Umrisse des Hl. König Ludwig dargestellt. Er trägt Rüstung und Helm, ist als Kreuzritter zu erkennen. Damit es keinen Zweifel gibt, hat der Künstler seinen Namen in Blau eingefügt.
Als Zeichen der Königswürde liegt vor dem König in der Bildmitte ein blau-roter Teppich, der hinaufführt zum Ziel aller Kreuzfahrer: zur Heiligen Stadt Jerusalem. Rechts neben dem Teppich, der mit einigen blauen und zahlreichen roten großen Elementen dargestellt ist, befindet sich eine Blume in den Farben weiß, blau und grün. Ein Sinnbild für die Lilie, Symbol der französischen Könige.
Oben in der Mitte ist die Silhouette einer Stadt mit vielen Türmen zu erkennen: Jerusalem. Links davon ist eine wehende Fahne auf blauem Grund angedeutet.
Ganz oben über der Stadt in der vorherrschenden Farbe rot mit weiß, ist deutlich die Dornenkrone zu erkennen, die Ludwig am 12. August 1239 nach Paris gebracht haben will.
Charakteristisch für den Heiligen Ludwig IX. war, dass ihm die Dornenkrone wichtiger war, als seine Königskrone.
Die schönsten Tugenden des Mittelalters waren in dieser Königsgestalt verwirklicht: Frömmigkeit, Tapferkeit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Großmut und Weisheit.
Nach oben hin weist ein dachförmiger Abschluss in Blau auf das „neue Jerusalem“ hin, das Himmlische, als Erfüllung, Endpunkt und Ziel der Christenheit und der Kirche.
Die Kirche feiert sein Fest am 25. August.
Hier in St. Ludwig begehen wir das Patrozinium jeweils am Sonntag davor oder danach.
Zur Audiodatei: Das Fenster "König Ludwig"
